Leute, was habt Ihr uns geliefert !
15 tolle Stories, lustig, manchmal auch emotional oder nachdenklich, kritisch. Eine gute Mischung. Those were the days !
Habt ganz herzlichen Dank, diese Seite war der Anker für unserer Homepage!
Alle Autoren stehen natürlich mit einer Freikarte auf der Gästeliste, Ehrensache.
Heute leider die letzten Geschichten, aber auch hier gilt, vielleicht kommt das Beste ja zum Schluss.
Alles in Ruhe lesen und auf keinen Fall versäumen, die Trilogie von Amen abzuschließen.
Auf geht’s mit Ricki, Tschinki, Dorothea, Volker, Gerda und Heidi-Anna !
Ganz gezielt wurden die Herrschaften in den höheren Semestern unter Euch angeschrieben und sollten zu einer Erinnerungsgeschichte im Zusammenhang mit den WISHMEN motiviert werden.
Ein paar Fleißige haben uns sehr nette und witzige und auch nachdenkliche Aufsätze zugesandt, aber - was soll man sagen: Der Speicherplatz auf der Website muss jetzt nicht sofort erweitert werden !
Liegt es daran, dass die sich gar nicht mehr so ganz gut erinnern können ? Und da hört man doch immer, dass gerade das Langzeitgedächtnis eigentlich sehr zuverlässig sein soll.
Oder ist der wahre Grund, dass die Zeiten und Stories einfach zu wild waren und sich niemand hier outen will ? Das könnten ja die Enkel erfahren !
Die sollen doch so was erst mal selber auf die Beine stellen und wir veröffentlichen gerne auch unter literarischem Pseudonym !
Schickt eine Erinnerung an die eigene, an die gemeinsame Jugend aus unserer Region und der Zeit, sagen wir so ab 66 und eine Dekade plus und macht diese Seite zu Eurer Seite.
Da müssen nicht unbedingt die WISHMÄNNER im Mittelpunkt stehen, es geht einfach um das Zeitgefühl.
Und ausdrücklich erlaubt ist auch das Genre des "fiktionalen Realismus".
Seien wir ehrlich, die Altmeister dieser Disziplin retten doch seit Jahrzehnten jeden ansonsten stinklangweiligen Stammtisch-Abend nach dem Motto: "Eine erzählte Geschichte muss nicht unbedingt ganz wahr sein, sondern unterhaltsam".
Aber jetzt seid ihr dran! Haut das in die Tasten !
Den kopierbaren Text bitte senden an:
Als junges Mädchen kam Ricki als English-Assistentin ans Gymnasium Riedlingen und wurde von der WISHMEN und später POWER PLAY Clique aufgesogen. Alle Versuche wieder in England oder auch Frankreich heimisch zu werden sind gescheitert. Heute lebt Ricki in Riedlingen und ist als zeichnende und musizierende Künstlerin eine kulturelle Bereicherung im Städtle.
Ricki kann deutsch, aber wir verstehen auch englisch !
Ricki Scopes
FROM NOTTINGHAM TO WISHMEN
Actually, I have my best memories of the happy times spent with the so- called Riedlingen Veterans than of the Wishmen and other gigs. In comparison to uni life in Nottingham, (which wasn't tame), the life in Tübingen and Riedlingen was wild! I spent my first night, up all night in the main square in Tübingen April 1969. Someone had a guitar and there was a vending machine with bottles of beer. The police car passed on their rounds. They changed our notes for small change for that machine and brought the morning newspaper at 6am!
The fun parties in the foresters huts were also legendary. In our rather drunken state, we set fire to one of the small haystacks and the local forester came and ordered us out with his rifle. No-one seemed too worried but we left quickly!
We spent many joyful evenings in the Bären in Tübingen and then of course in the 70's in Metro and Rosa's Pub the Pflug.
AND I bought my first car, a VW beetle, in Riedlingen. We sometimes had the sudden impulse to drive somewhere, to lake Constance for instance. Once we just grabbed a friend walking down the road in Riedlingen and he was happy to join us!
It was a wonderful carefree time and one reason I've chosen to move back to Riedlingen.
Karle, alias Tschinki, ein Urgestein bei WISHMEN und POWER PLAY, wer kennt ihn nicht?
Er greift ganz tief in seine Erinnerungen als 14-jähriger und hat sogar noch den Parfümduft vom ersten Stehblues in der Nase.
Karle ist heut selber im "Show-Bizz" und ist auf (Floh-) Märkten der Region mit seiner "handgeschabten Gitarrenmusik" zu sehen und zu hören.
Karl Winkler
DIE WISHMEN STORY VON KARL WINKLER ALIAS TSCHINKI
Der Sonntagnachmittag war gerettet. Statt Spaziergang mit den Eltern, zum
Wishmen Konzert in die Sonne nach Munderkingen.
Eine alte Holztreppe führte hoch in den Konzertsaal.
Empfangen wurde man mit dem Wishmen Eröffnungssong „Here are the
Wishmen, here we are “.
Mit ca. 14/15 Jahren (1966/67) meine ersten Konzertbesuche der Wishmen.
Ohne Auto sind wir (meistens Zappa und ich) oft nach Munderkingen getrampt.
Zurück gab es dann meistens eine MFG.
Man hat Bier getrunken und geraucht. Es gab sicher ein Jugendschutzgesetz,
aber das hat niemanden interessiert.
Getrunken wurde nicht wenig – wenn ich mich richtig erinnere, wurde bisweilen
das Bier aus Eimern getrunken.
Hin und wieder gab es auch Schlägereien. Der sog. „Beatchef“ aus Riedlingen
tat sich da besonders hervor. Man beachte den Namen „Beatchef“ !! Das war
eine Nummer.
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich richtig verliebt.
Mir ist heute noch das Parfum des Mädels präsent, mit dem ich damals einen
Stehblues tanzte. Auch den Song weiß ich noch ganz genau. Es war „ Stop
Children What`s That Sound“ von Buffalo Springfield.
Immer wieder gab es Damenwahl. Die Jungs saßen in einer Reihe auf Stühlen
und hofften, daß ein Mädel sie zum Tanzen aufforderte. Wie peinlich, wenn man
übrig blieb.
Die Zeit war auch der Kampf mit den Eltern und Lehrern um jeden Zentimeter
Haarlänge.
Als Langhaardackel und Gammler wurde man beschimpft.
Ganz wichtig war natürlich die standesgemäße Kleidung . Bunte Flatterhosen
und vorne in der Mitte ein Schlitz. In Riedlingen konnte man diese Hosen beim
Kleidungsgeschäft Huckle am Marktbrunnen kaufen.
Musikalisch begeisterten mich die Wishmen vor allem mit Beatles Songs, meist
zweistimmig von Albe und Fitze an einem Mikrofon vorgetragen.
Aber auch die Who, Kinks ( „You really got me“) oder die Small Faces („All or
nothing“, „Sha la la la Lee“, „Tin soldier“ , waren angesagt. Nicht zu vergessen
„Hang on Sloopy“ von den McCoys.
Zum Schluss noch eine Anekdote hinsichtlich der langen Harre:
Ich spielte damals Fußball in der C-Jugend des TSV Riedlingen. Eines Tages
kam der Trainer auf mich zu und meinte, diese langen Haare würden nicht in die
Mannschaft passen. Entweder ich würde sie schneiden lassen oder ich könnte
nicht mehr spielen.
Da hatte ich natürlich meinen Stolz und habe das Fußballspielen bleiben lassen.
Wer weiß, welche Karriere ich vielleicht gemacht hätte.
Apropos Fußball: Es gab einmal ein Fußballspiel zwischen einer Wishmen und
Power Play Mannschaft.
Albe war ein begeisterter Fußballspieler und wir haben während unserer
gemeinsamen Studienzeit in Tübingen beim Sportinstitut viel miteinander
gespielt. Übrigens auch zusammen mit „Knochen“ (Bassist der Gruppe Re),
sowie den Schwoissfuss Zwillingen Alex und Georg Köberlein).
In Tübingen habe ich mit Albe und Gerda eine Zeit lang im gleichen Haus in der
Hirschgasse gewohnt. Um die Ecke war der berühmt, berüchtigte Boulanger –
die Szene Kneipe Tübingens. Ich hatte dort ein kleines Zimmer und bezahlte
monatlich 76 DM Miete.
Zusammen mit Fitze habe ich übrigens an der Uni in Tübingen Sozialpädagogik
studiert.
Ganz unabhängig voneinander und aus unterschiedlichen Richtungen hat sich ein Geschwisterpaar gemeldet und ihre Zeilen einem dritten im Bunde gewidmet.
Dorothea ist die große Schwester und Volker ist der kleinere Bruder und zwischendrin ist Friedrich-Fizze-Friedensreich-Freddy, der Dritte von Vieren.
Geschwisterliebe per Homepage, das ist doch sehr berührend !
Dorothea Hornemann
DIE GROSSE SCHWESTER
Hallo, liebe alte Wishmen-Fans.......
ich war von Anfang an dabei und kann euch ein bißchen aus dieser Zeit erzählen......
vor allen natürlich von meinem Bruder Friedrich, denn ich bin die um 2 Jahre ältere Schwester......
Friedrich ist sein Taufname ,
Fritz wurde er genannt, von den Lehrern oft sogar nur mit Nachnamen .
Schon lange vor der Band-Gründung hatte sich Friedrich selbst das Gitarrespiel beigebracht
und erreichte durch fleißiges Üben allmählich eine früh-jugendliche Meisterschaft darin.......
ebenso im Singen der meist englischen Texte.
Ich mochte dieses Spielen und Singen sehr und so teilten wir uns den täglichen Abwasch :
Er unterhielt mich mit Musik, ich spülte nebenher das Geschirr.
Wie sich das Trio zusammen fand, weiß ich nicht zu sagen, auch nicht, wie der Bandname geboren wurde.
Albert und Friedrich waren beide höchst musikalisch, stimmlich und auf dem Instrument wirklich auf Augenhöhe. Ihr Drummer spielte eine ganz extra Nummer – sehr beliebt.
Der erste Auftritt war eine Sensation :
Munderkingen, voller Saal, totale Begeisterung, sogar das Ehinger Tagblatt berichtete darüber.
Und es folgte ein Konzert nach dem andern.
Das Niveau des Trios war vom Beginn an ein erstaunlich hohes und natürlich kam eine gediegene Sicherheit dazu.
The Wishmen war zur Institution geworden, die Jugend strömte zu jedem Konzert hin.
Bislang gab es im damals kleinen Ehingen nur die Fasnet, die Bürgerwehr, den MichaeliMarkt mit
Hutzla- raa Sommerfest.
Für Friedrich allerdings waren diese Zeiten auch durchzogen mit ernsthafter Mühe :
Beide spielten wir Geige und das auch in einem Ehinger Orchester und es galt, dies nicht zu vernachlässigen.
Vom Vater gab es die Auflage, die Wishmen-Band mit Friedrichs Teilnahme dürfte nur weiterhin bestehen, wenn sich sein gutes Zeugnis nicht verschlechterte. Nun ja, im Fach Religion rutschte die Note von 2 auf 3 runter. Das wurde hingenommen.
Dieses Trio währte eine ganze lange Weile.
Daß mein lieber Bruder sein Abitur ablegte, ernsthaft studierte mit Examen, sprach für seine Kraft, seinen Willen, seine Liebe zur Pädagogik. Um dann aber doch Berufsmusiker zu werden, als Frontman seiner inzwischen langjährigen Band Freddy-Wonder-Combo, angesiedelt in Heidelberg, vielgeliebt bei Alt und Jung, in weiten Kreisen.
Keiner des Wishmen-Trios hat das Alter von Udo Jürgens erreicht.
Charles Aznavour gab sein letztes Konzert mit 83 Jahren..... aber ein guter Schluß ziert Alles.
Habt herzlichsten Dank für Eure Musik, sie hat unendlich viele Menschen erfreut.
Musik ist sehr wichtig, das wußte auch Luther, der sagen konnte:
,,Wer sich die Musik erkiest, hat ein himmlisch Gut auf Erden."
In diesem Sinne: Euch rundherum das Beste wünschend,
eure Dorothea
Volker Weber
DER KLEINE BRUDER
Vom damals wahrscheinlich jüngsten Wishmen-Fan - ich Volker der jüngste Bruder vom Fitze und meistens mit Klaus meinem 4 Jahre älteren Bruder durften wir, nach viel "bitten und betteln", samstags, wenn die Wishmen spielten, bis 22.00 Uhr mit in die Stadthalle Ehingen.
Ein besonderes Highlight war, wenn wir schon nachmittags mit dem VW-Bus mit nach Berkach zum Albe mitkommen durften, um die Anlage, Boxen, Verstärker etc. einzuladen und aufzubauen. Wir Buben mit ca. 11 - 13 Jahren standen wohl mehr im Weg herum als das wir eine Hilfe waren.
Klaus durfte einmal abends den Bühnenvorhang aufdrehen, da war er mächtig stolz. So beobachteten wir hinter/neben der Bühne das Geschehen und sogen den "Spirit" in uns auf - das Outro von Hey Jude ... na na na nanana na, wo alle Leute mitsangen war beeindruckend. Später auch Stevie Wonder - Sir Duke- Wahnsinn !
Perfekt war der Abend für uns , wenn Jerry, der Schlagzeuger, uns seine abgespielten Drumsticks überlies.
Cool auch Capo, der quasi nie auf sein Griffbrett am Bass schauen musste, wenn er in höhere Lagen wechselte.
Leider war um Zehn dann der Spaß für uns vorbei, da nutzten auch Diskussionen zwischen Freddy und "Jury Mangold" (ein Lehrer an unserer Schule, der oft als Veranstalter mitfungierte), über Jugendschutz etc. leider nichts. Wir wurden dann meist von einer Freundin in der Pause nach Hause gefahren.
Oft war es so, daß Albe den Fitze abgeholt hatte, dieser aber noch nicht fertig war und dann von uns den Spruch "mach de, mach de - s`isch halb achte", nicht nur morgens, zu hören bekam.
So musste Albe dann mit meinem Vater quatschen, der meinte, dass die Wishmen doch viel öfter spielen sollten, worauf Albe entgegnete, dass man die Halle ja auch voll bekommen müsse und es dafür besser wäre, wenn man sich rar macht.
Ich bestaunte dann immer nur die Gürtelschnalle von Albe. Ob es die noch gibt?
So wurden die Konzerte dann immer spärlicher. 78/79 erinnere ich mich noch an ein Konzert in der alten Stadthalle (die wurde dann irgenwann abgerissen und es entstand die Lindenhalle). Da wurden dann plötzlich, auch ganz frisch, die Dire Straits (south bound again) gecovert.
Eine Zeit, in der sich Musik sehr gewandelt hat – also eher schwierig, um mit Beatles, Stones, The Who usw. groß abzuräumen.
Wir hatten uns später auch versucht mit "Time Square". Oft bekamen wir den Spruch zu hören: "Die Musik isch scho guat, aber I kaas nemme hera!".
An dieser Stelle möchte ich Danke sagen - Friedrich und " The Wishmen", für die "Extras", die gewiss nicht jeder jüngere Bruder in seinem Kindes- und Jugendalter erlebt hat.
Viele Grüße und Viel Spaß !
Warom heret die Wishmen eigentlich scho auf?
Volker
Gerda meldet sich aus Karlsruhe und kommt als Fan der ersten Stunden natürlich auch zum Abschied der Wishmen. Die Zeiten waren schön, aber manchmal hätten sie auch besser sein können.
Gerda Mussotter
GOOD TIMES – BAD TIMES
Für uns alle war ein Leben dazwischen, als wir uns 2014 zu einem großen, 2-tägigen „Revivaltreffen“ in Riedlingen zusammengefunden haben, das unserem unschlagbaren wunderbaren Organisator Gullo und seinem genialen grafischen Mitstreiter Martin zu verdanken ist.
Für mich waren die zwei Tage ein sehr berührendes Erleben – ich hab mir mein Hippietüchlein ins (graue) Haar gebunden und tatsächlich bin ich abgetaucht in eine Nostalgiewelle, in der unendlich viele Erlebnisgeschichten aus der in euren tollen Beiträgen vielfältig beschriebenen Zeit für mich wieder aufgetaucht sind und mich in verzaubert geschönter Form mitgerissen haben.
Was hab ich mich gefreut auf dieses festliche Treffen – viele von euch wiederzusehen, die mir ganz aus den Augen gekommen waren, neugierig interessiert Jugendgeschichten auszutauschen und aus der „Zwischenzeit“ zu erzählen – wen erkenne ich auf den ersten Blick, wen erst auf den zweiten oder dritten oder an einer bestimmten Geste oder wenn er/sie s’Maul aufmacht -, zu tanzen, zu träumen.
Das war so bunt – schön, traurig, lustig, hochgefühlig…. , nach meinem Empfinden so ganz ohne Angeberei oder Abschätzigkeit. Wir sehen alle etwas anders aus als „damals“, ganz schön alt sind wir geworden…. und jung geblieben – eine irre Clique.
Damals –
Ahnungslos, jugendnaiv hab ich mich unter euch immer „am Puls der Zeit“ gefühlt….. und Halleluja – was für ein Privileg – immer vorne mit dabei sein zu dürfen als Freundin des „Bandleaders“.
Diese Zeit wollte ich nie missen … sie war wild und gefüllt mit eindringlichen, unvergesslichen Erlebnissen….
Vergessen sind allerdings auch nicht „die großen Leiden“ eine „Austauschkultur“ in der wir uns hätten beistehen können, wenn’s mal nicht so gut lief, wenn wir verletzt wurden, Enttäuschungen hinnehmen mussten oder heftige Wünsche den Bach runter gingen…. die gab es für uns damals noch nicht, das behielt jeder für sich.
Unter anderem auch drum – wie gut und schön, uns nach dem „Damals“ zu begegnen.
Danke Gullo für das Schaffen dieser Gelegenheiten in den schönsten Rahmen
Danke ihr wunderbaren Musiker
Danke ganz Vielen aus der Clique
Wir sehen und zum „Last Waltz“ am 31.
Endlich versucht mal jemand die Namensgebung der WISHMEN zu ergründen. Unsere Freundin Heidi, in ihrer Wahlheimat Berlin besser bekannt als Anna, tut dies mit Scharfsinn und literarischer Routine.
Heidi, bleibt zu hoffen, dass Du auch den Weg in den Süden findest, um Dich Ende Oktober nochmals selber von der besonderen Qualität dieser Herren zu überzeugen !
Heidi Anna Maigler
HINTERM HORIZONT GEHT'S WEITER
„Ich sehe den Mann Deiner Träume“ heißt ein Film von Woody Allen mit Protagonisten der Generation „Ü70“. Eine Frau wird von ihrem langjährigen Partner verlassen, weil er
das Altwerden nicht akzeptiert. Für ihn muss ein neues Selbstbild her, das sich nicht in
den Verfalls-Spuren des Gegenübers spiegelt.
Sein Verjüngungs-Versuch wird schiefgehen, aber die Frau findet Dank einer Wahrsagerin neues Glück mit einem Buchhändler für Okkultes. Am Ende entwerfen die Beiden in einem aberwitzigen Dialog ihre strahlende Zukunft aus der wiedergeborenen Vergangenheit.
Solang keiner dem anderen widerspricht, kann so eine Projektion ja hinhauen.
„The Wishmen“ - auch ihre namentliche Verheißung enthält unterschiedliche Auslegungs-Möglichkeiten: sind sie diejenigen, die wünschen, oder sind sie die Traum-Männer, die Wünsche erfüllen (nothing else left to be desired)? Ich tippe auf Letzteres.
Dear Wishmen: erinnert ihr euch noch, wie ihr drauf wart, als ihr auf den Namen gekommen seid? Ihr wart ganze 14 Jahre alt, informiert uns Mäggi am 3. Mai 2019 in der Schwäbischen Zeitung.
Hattet ihr eine wish-list? Falls Ja: was stand noch drauf? Und wie kommt es, dass keiner eurer Fans auf den Gedanken gekommen wäre, den Namen infrage zu stellen oder die Verheißung wörtlich zu nehmen? (oder gab‘s da was, Hand auf’s Herz)? Fragen über Fragen…
„The Wishmen“ - mit dem ersten Auftritt war die Band etabliert (zumindest für die unmittelbar Beteiligten). Das ist das Schöne an der künstlerischen Behauptung: sobald
sie funktioniert, wird sie zur Setzungsmacht.
„The Wishmen“ ist auf jeden Fall eine wunderbare Beschwörungsformel. Zwei sehn-süchtige Jungs, die sich der Musik verschreiben, die sich auf der Bühne sehen und die Welt verzaubern wollen. Und diese Welt soll auf sie gewartet haben, von ihr wollen sie gewünscht, in ihr wollen sie willkommen sein.
Auf einem Foto der website des Musikers Albert Mayer-Mikosch sitzen mir über ein halbes Jahrhundert später Albe und Fizze gegenüber. Zwei super coole Typen mit Sonnenbrillen, die ihren Weg gemacht haben.
Vergnügt, gelassen, ihrer selbst gewiss und sogar ein wenig verwegen herausfordernd
- in einem umkämpften Business, das Leidenschaft, Initiative und Durchhaltevermögen abverlangt. Aus Friedrich Weber wurde der Musiker Freddy Wonder.
Beide „Ur-Wishmen“, wie Mäggi schreibt, haben sich in mehreren Bands vervielfacht, ob aus existentieller Initiative oder aus jener geheimnisvollen Antriebskraft, die MusikerInnen zusammenbringt: die Liebe zur Musik und zum gemeinsamen Performen, das sie mit ihrem Publikum verbindet.
In diesem Gegenüber möchte man sich spiegeln!
Die Beschwörungsformel hat hingehauen, die Projektion zweier Jungs (Kinder, muss man sagen), wurde Wirklichkeit, ihre und die ihrer Fans.
Um auf „Ich sehe den Mann Deiner Träume“ zurückzukommen: ich sehe „den Mann eurer Träume“, und zwar doppelt, und nicht bei der Wahrsagerin, sondern vor Eva und Gullos Bambus-Stauden auf dem freundschaftlichsten und gastlichsten aller Balkone, ein Ort, der auch mir immer wieder zuteil geworden ist und in Zeiten, in denen Freundschaft alles bedeutet.
Mit dem Wahrsagen und Gullo hat es, bezogen auf sein unvergleichliches Talent, einen Freundeskreis durch Musik nach Jahrzehnten wiederzubeleben, vielleicht doch eine besondere Bewandtnis. Was er in der Jugend begonnen hat, die Auftritte von „Powerplay“ zu managen, das hieß: Veranstalter zu überzeugen (angefangen beim „Sepp“ im Grünen Baum), auf Spiel-Orte zu kommen und Termine klarzumachen (wie hast Du eigentlich das Abitur hingekriegt, Gullo?) (Anmerkung G.: Ich hab’s versemmelt und nachgeholt !), Transportmittel und Fahrten zu organisieren und ihre Finanzierung, die Truppe bei Laune zu halten…
so gut wie jedes Wochenende, über Jahre und auch dann noch, als die Schüler längst Studierende waren und aus unterschiedlichen Richtungen zum Proben und zu Auftritten anreisten.
Wahrsagen heißt Herbeireden der Erfüllung eines Wunsches in einer noch nicht eingetretenen Wirklichkeit, und sie dadurch herstellen.
Manchmal klappt das.
Dass es Dir so ausgiebig gelungen ist, lieber Gullo, und Du mit Albe und Fizze
jetzt „in Rente“ gehen willst: Die Art von Rente gibt’s eigentlich nicht für sehnsüchtige Bekloppte wie ihr es seid und wir mit euch!
In einer Sommernacht bin ich einmal mit meinem Liebsten nach einem Theater-Besuch in der Volksbühne noch durch Berlin-Mitte gestromert. Wir kamen an Klärchens Ballhaus in der Auguststraße vorbei. Drinnen spielte die Band „Ulli und die grauen Zellen“ des langjährigen Berliner Abendschau-Reporters Ulli Zelle.
Ein kurzer Blickwechsel, und es zog uns hinein. Die Hütte kochte, die Ballsaal-Fenster waren beschlagen und Ulli Zelle sprang gerade von der Bühne auf einen Seitentisch mit einem aufgesockelten Verstärker.
In Schweiß gebadet, in einem Leoparden-Hemd, das ihm auf der Haut klebte, sang er sich die Seele aus dem Leib: „Hinterm Horizont geht’s weiter.“
Eure Heidi
Marion beginnt spannend und führt ihre Geschichte unerwartet weiter. Manche hatten fast schon vergessen, dass die WISHMEN Ende der Siebziger immer wieder in Ertingen aufgetreten sind. Full House war garantiert und der Wumms aus den Boxen ist für Marion immer noch unvergesslich. Sie arbeitet heute als Redakteurin bei der Schwäbischen Zeitung.
Marion Buck
MEIN ERTSES MAL ...
Es muss das Jahr 1977 oder 78 gewesen sein. Wishmen spielten in der Ertinger Mehrzweckhalle. Und meine Freundinnen und ich wollten unbedingt dabei sein. Dabei hatten wir Hühner noch nicht einmal das Teenageralter erreicht. Aber wir hatten genug von Schlagern und Hitparade und wollten unbedingt zu einem richtigen Konzert. Den Eltern trotzten wir die Ausgangserlaubnis bis 22 Uhr ab. Noch vor Saalöffnung standen wir vor der Halle, um uns die besten Plätze zu sichern. In der ersten Reihe, direkt vor den großen Boxen, warteten wir aufgeregt auf die Band. Und dann fielen uns fast die Ohren ab, als sie loslegte. Unsere Herzen wummerten im Takt des Basses. Mit Blunaflasche in der Hand wippten wir zu Songs der Sechziger wie die Großen. Auch wenn für uns nach zwei Stunden Schluss war, war das erste Konzert für uns Zwerge ein echtes Erlebnis und bis heute in bleibender Erinnerung.
Danke für die Erfahrung und alles Gute für die Zukunft
Eine nette Erinnerung von „Saugge“ an das erste wirklich große Beat-Konzert in Riedlingen. Es war 1966 tatsächlich eine fast unglaubliche Sensation, dass die LORDS dort in der Stadthalle auftreten sollten. Die Zeitungsartikel unter PRESSE fanden sich im Landesarchiv und die Fotos der umschwärmten Mädchen waren auch noch auffindbar.
Richard Krauss
THE LORDS IN RIEDLINGEN
Für 3 Klassen war das Jahr 1966 das Abschlussjahr für die mittlere Reife. Die Beatmusik war bereits im vollen Gange. Blue Jeans und lange Haartracht ähnlich der Beatles, sicher nicht immer zur Freude bei der Friseurinnung, haben Einzug ins Gymnasium gehalten. Auch hatten wir in unserer Klasse seit anfangs der 60iger Jahre einen Beatchef namens Gebhard S.
Die Bundeswehr wirkte mit Haarappellen bereits entgegen der Pilzkopffrisuren. Zahlreiche Schulbands gründeten sich um die Beatmusik der großen Bands nach zu spielen auch neue Musikstücke zu komponieren und Konzerte sowie Auftritte zugeben. Blackbirds, Wishmen, Roisters vom Gymnasium Sigmaringen entwickelten sich zu bekannten Bands, immer mit einer Gruppe weiblicher Fans.
Mit der Entwicklung der Beatmusik und den Auftritten der Bands, schaute man doch etwas mehr nach den Schulmädchen. Wir hatten in den 60er Jahren 4 auffällig charmante Mädchen am Gymnasium Riedlingen, die sich immer trafen zur großen Pause und nach Schulschluss unterhalb vom Klassenzimmer 1 auf dem Schulhof.
Es trafen sich Silvia H, Gisela M, Angelika L und Beate K. Natürlich wir Jungen vom Land standen in der zweiten Reihe. Ab und zu durfte ich Gisela M auf den kurzen Weg zu Ihrem Elternhaus begleiten und meinen Weg zum Postschulbus in Richtung Alb fortsetzen. Das war immer ein Highlight im schulischen Alltag. Man traf die Mädchenbande nicht nur auf dem Schulhof, sondern bei den Auftritten der Blackbirds und bei den Wishmens.
Dann kam der April 1966 mit einer Sensation in Oberschwaben:
Die Lords aus Berlin geben ein Konzert in Riedlingen in der Stadthalle. Ganz Riedlingen war in Aufruhr und in Aufregung. Auch die Mohrenwirtin war außer sich, dass sie die Beatmusiker beherbergen durfte und somit Vertreter einer neuen Musikwelle.
Mancher Riedlinger beäugte dieses Gastspiel doch auch mit Argwohn, was da auf die Jugend zu rollt.
Die Lords veranstalteten ein lautstarkes Konzert, die Stadthalle und Umgebung bebte und doch kam es zu einer einmaligen Begebenheit, dass eine von unseren charmanten Schulmädchen Silvia H sich leider nur für kurze Zeit in der ersten Reihe auf meinem Schoß niederließ und seither sind wir uns nicht mehr so nahegekommen. Somit halte ich bis heute die Lords und die Beatmusik in guter Erinnerung.
Ich wünsche den Wishmen am 31. Oktober einen tollen Konzertabend im Lichtspielhaus Riedlingen und für die Zuhörer sicher einen wehmütigen Abend mit vielen schönen Erinnerungen.
Peter Jung
THE WISHMEN UND IHRE GLANZZEIT IN EHINGEN
Als die Wishmen ihre Glanzzeit in Ehingen hatten, hab ich auch in einer Band gespielt.
Wir hießen "The Formation Ltd." und hatten ein etwas wilderes Repertoire als die Wishmen.
Als ich mal keine Gitarre hatte, hat mir der Albi eine wunderschöne " Framus" ausgeliehen.
Das war ein absolut feiner Zug von ihm.
Bei den Wishmen war oft die Marlies an der Kasse gesessen. Da bin ich dann für umsonst reingekommen! Oder ich habe geholfen, das Equipment 'reinzutragen. Da kam ich dann auch 'rein.
😊😃 Es war eine tolle Zeit!!!
Joachim Schlegel
WINFRIED,
Bolla, Barni, Schulz, Gerhöllheimer....
Ich hatte eine große Auswahl an Namen für ihn, meinen Jugendfreund. Einen Freund durchs ganze Leben.
Bolla, ich will Dich an Halloween auf der Tanzfläche sehen !, habe ich ihm in meinem letzten Telefonat zugerufen und er hat herzhaft gelacht, aber eher leise gelacht.
Was haben wir nicht alles zusammen erlebt und auch manchen Blödsinn gemeinsam ausgeheckt. Unvergesslich unsere frühen "Spazierfahrten" in seinem blauen BMW 700.
So was hat man Ende der Sechziger noch gemacht: An den Bodensee, nach Ulm oder einfach durch die Städtle in der Nähe, schauen was los ist. Und natürlich auch zu den WISHMEN nach Munderkingen oder Ehingen, da war was los.
Es war uns nie langweilig , immer Action und immer hatte Bolla einen Spruch auf den Lippen. Er hatte natürlich auch im Zenit der Beatszene gewohnt, in Uttenweiler. Dort gab es die erste Diskothek, den ersten Beatschuppen.
Steff, der Wirt wollte gerne ins Bildungsbürgertum aufsteigen, zumindest mit der Stollenwand in seinem Wohnzimmer.
Da traf es sich gut, dass der Vater von Bolla, der Dorfschullehrer, das eine oder andere Werk der Weltliteratur erübrigen konnte. Zumindest nach Meinung von Bolla.
Mit zwei, drei Büchern, an Steff verhökert, ließ sich locker ein feuchtfröhlicher Abend für ihn und seine Freunde im Schuppen finanzieren.
Als der Herr Kniele aber plötzlich eine Lücke in seinem Brockhaus-Kompendium entdeckte, gab es natürlich ein Riesenkrach: "Der Beatschuppen ist der Untergang des Abendlandes ! HEUTE kommt er noch nicht, MORGEN auch nicht, aber ÜBERMORGEN" donnerte er. Dem hielt Bolla ganz unaufgeregt entgegen: Das wäre also am Mittwoch !
BOLLA: Unsere gemeinsamen Erlebnisse und Abenteuern hätten für zwei Leben gereicht und jetzt bist Du gegangen bevor Deins so richtig am Ende war.
Wir waren meist gut drauf, aber wir haben auch alle unsere Macken, auch Du warst nicht frei davon. Aber, hei Bolla, ich habe Dich Dein Leben lang geliebt, Du warst einfach ein guter Typ !
Ich vermisse Dich sehr !
Gullo
Fan-Erinnerungen können nicht nur euphorisch, sondern auch kritisch sein. Und es gehört auch hier her, dass manche Mädchen aus den Siebzigern diese Zeit noch ganz anders erinnern als manche Jungs. Gertrud hat eine berührend offene Geschichte geschrieben und kommt trotzdem mit Freude zu dem Konzert.
Danke, Gertrud und großen Respekt !
Gertrud J.
BEGEISTERT-KRITISCHER RÜCKBLICK EINES KATHOLISCHEN MÄDCHENS VOM LANDE
Katholisch * Mädchen * vom Land * Mitte der 60er Jahre
Nach R.Dahrendorf eine mehrfach benachteiligte Bevölkerungsgruppe. War ich das?
Zuhause? Klar. Da bekam ich die volle patriarchale Breitseite ab. Der deutlich jüngere Bruder galt als Star und Stammhalter, bekam handwerkliches Fachwissen beigebracht und sollte selbstverständlich Abi machen. Dass ich als Mädle, das doch nur heiratet aufs Gymi durfte, hatte ich wahrscheinlich seiner späten Geburt zu verdanken. Hausarbeit war Mädchensache, in der Werkstatt machte ich Zuliefer- und Handlangeraufgaben. Die dreckresistenten Lederhosen - waren für Mädchen Tabu. Später die Jeans? Aus mir nicht ersichtlichen Gründen gehörte sich das Hosentragen grundsätzlich nicht und meine Schlaghosen nähte ich mir letztlich selbst. Wahrscheinlich ahnte meine Mutter, dass es da nicht nur um Hosen ging, sondern vielmehr darum, dass ich immer mehr dieselben Rechte wie die Jungs einforderte. Später kam der Motorradführerschein...Und vor allem wollte ich auch noch zu den inzwischen hochgelobten Konzerten von Wishmen oder Power Play - und zwar alleine/ohne Begleitung und möglichst spät heim - und das im Dunkeln! Vergeblich lockte meine besorgte Mutter samstagabends:
Bleib doch bei uns zuhaus, dann gucken wir alle zusammen Kulenkampf und essen leckere Chio Chips.
NEIN! Macht- und kraftvoll zog es mich nach draußen in die weite Riedlinger Welt - zu euch! Der Streit zuhause lohnte sich! Ich entdeckte eine für mich neue faszinierende Welt. Endlich war ich bei den Leuten, vor denen meine Eltern mich immer gewarnt hatten. Konzerte im Festsaal mit mitreißender Musik der Beatles und Rolling Stones..., langhaarige coole Typen, freies Tanzen, Mähnen fliegen lassen, zusammen schwitzen, grölen, Zugabe schreien, Wild-sein dürfen, flirten, knutschen, Rothhändle rauchen, in verrucht-verrauchten Kneipen abhängen... Eine neue Zeit war angebrochen und ich fühlte mich begeistert mitten drin. Ein enormes Kraftgefühl und der Motor für weitere Aus- und Aufbrüche. Born to be wild.
Wenn meine Mutter mich warnte, dass Jungs letztlich doch immer nur das eine wollen, dachte ich: Genau das will ich ja auch. Passt doch! Hier war ich endlich frei, unter meinesgleichen und nicht mehr benachteiligt!! Es hätte rundum schön sein können...
ABER ... Pustekuchen. Wir waren halt doch nur Kinder unserer Zeit. Die bejubelten Stars auf der Bühne - alles Jungs. Born to be a star. Die konnten was, trauten sich echt was zu und hatten mit der Zeit auch immer mehr zu bieten. Wir Mädchen? Born to be the fan of a star? Wollten wir vor allem schön und verführerisch sein? Wer ist die Schönste der ganzen Stadt? Die Jungs streuten Gerüchte. Bei einem Schulklassenfest machten wir Mädchen doch tatsächlich bei einem Bein-Schönheitswettbewerb mit, liefen auf den zusammengeschobenen Schultischen und ließen uns von den Jungs Beinnoten geben. Auch unser damaliger Jugendslang spricht Bände. Wir Mädchen wurden Klunten oder auch Keulen genannt. Laut Grimm Wörterbuch ist Klunten ein altes Scheltwort für Weiber, im Sinne von liederlich/faul/leichtfertig. Die Jungs hingegen wurden als Edes bezeichnet. Laut Wikipedia ein Klischeename für Ganoven. Und manche verhielten sich auch so.
Bei einemder Power Playkonzerte konnte ich beobachten, wie ein triumphierender Ede nach der Pause mit seiner Klunte vom Schlachthof in den Festsaal zurückkam und gegenüber seinen Kumpels stolz ein Victory-Zeichen machte. Es war ihm offensichtlich gelungen, seine Klunte rumzukriegen. Wurden Jagdtrophäen gesammelt?
Hatte meine Mutter vielleicht doch zu Recht gewarnt? So jedenfalls sollte meine Freiheit nicht aussehen. Ich musste mich in Acht nehmen. Frei und wild wollte ich zwar sein, aber nicht Freiwild! Mich ärgerten Frauen, die ihre Bewunderer nur ausnutzten und zahlen ließen. Aber zunehmend ärgerten mich auch Männer, die ihre Partnerinnen respektlos behandelten. Auch ich ließ mir viel zu viel gefallen. Spiegel der gängigen Kommunikationsstile in unseren Familien?
Mein damaliger Partner wollte so lange wie möglich nach außen verheimlichen, dass wir ein Paar waren. Ich hielt das für fortschrittlich. In Wirklichkeit wollte er einfach für andere Frauen als weiterhin frei gelten. Was er auch weidlich nutzte. Er sei halt nur ein Mann. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte mich aus dem jetzigen Stand heraus in alte Beziehungen zurückbeamen. Wäre spannend, wie das dann laufen würde. Reset!
So kraftvoll ich zuhause für meine Clique eintrat, so machtlos und ausgeliefert fühlte ich mich dort immer wieder. Wirklich tiefe Freundschaften aus der Zeit sind nur wenige geblieben.
Trotzdem waren die Konzerte, das Jugendforum und meine Clique ein ganz wichtiger und unverzichtbarer Schritt auf dem langen Weg zu mir selbst und ich habe auch viele schöne Erinnerungen.
Man muss schon genau hinsehen, denn nur der Bussen im Hintergrund verrät,
dass es sich auf dem Bild unten nicht um James Dean und Pier Angeli handeln kann.
Die wilde Raserei haben sie zwischenzeitlich aufgegeben und fahren jetzt, nach 57 Jahren, ganz zivil einen Peugot 308.
MARGRET & KLAUS JERGER
Der 25.August 1967 war in zweierlei Hinsicht ein bemerkenswerter Tag .
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Im gut besetzten Gastraum des Wirtshauses "Sonne" in Munderkingen gibt's die Live-Übertragung zur Einführung des Farbfernsehens in Deutschland.
Willy Brandt drückt auf einen Knopf und ab sofort gibt es die Glotze bei uns auch in bunt .
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Das wichtigere Ereignis des Tages findet im Veranstaltungssaal der "Sonne" statt, denn hier spielen die "WISHMEN", ebenfalls live und in Farbe.
Ich tanze zum ersten mal mit Margret.
Nach nunmehr 57 Jahren tanzen wir immer noch gemeinsam durch's Leben. Seit 2006 sind wir sogar verheiratet !
Spucky & Margret
THE BEGINNING
Von Christel und Bernd
Wir schreiben das Jahr 1974. Mein Freund Manne und ich, Bernd, kamen aus einem Rumänienurlaub nach Stuttgart zurück. Dort erfuhren wir, dass es am Freitag, 24. Mai 1974 in Ehingen einen Auftritt der Wishmen in der Stadthalle geben sollte. Da wir einige von der Ehinger Clique, z.B. Albe u.a. kannten, sind wir losgefahren.
Eine angenehme Überraschung war, dass ich dort Christel Jung, eine geborene Ehingerin – Albe war mit ihr in einer Klasse - wieder traf, die ich zwei Jahre zuvor einmal kurz gesehen und leider vergessen hatte, mich mit ihr zu verabreden.
Wir tanzten, plauderten und waren auch bald ineinander „verknallt“.
Nach dem Konzert gab es bei Albe in Berkach noch eine kleine Fete. Dieser Abend war der Beginn unseres inzwischen fünfzigjährigen Zusammenseins.
Der Wishmen Auftritt ist quasi für uns ein Jubiläumskonzert, auf das wir uns sehr freuen. Bis dann!
Wenn die Beiden das feiern, dann geht es in diesem Jahr um die Goldene Hochzeit !
Vor 50 Jahren bei den WISHMEN begegnet, es hat gefunkt und immer noch zusammen! Uuuunglaublich !
Herzlichen Glückwunsch nach Bad Soden am Taunus für Christel und Bernd !
Käschbe, Munderkinger Urgestein und später Patron in dem wunderbaren Restaurant MELBER, war schon als Jungspund auf der Piste und ein früher Beobachter und Mitläufer in der Beatszene in der kleinen Donaustadt.
DIE BEATFANS
Erinnerungen an die frühen 60er Jahre
Von Sepp-Dieter Kaspar
Die Jahrgänge die 1950 geboren wurden, waren in den frühen 60iger Jahren in der Pubertät. Im Übergang vom Kind sein zum Erwachsenen. Es war eine sorglose, unpolitische Jugend.
Wir gingen als Schüler aufs Gymnasium oder die Mittelschule.
Da schwappte aus England über Hamburg die Beatleswelle auf den Kontinent bis auf die oberschwäbischen Landstädte. Die Begeisterung war groß. Endlich weg von dem deutschen Schlagergedudle. Wir waren Beatfans!! Die Haare wurden länger, auch die Kleidung veränderte sich.
Die Musik wurde von Schülerbands nachgespielt und die Kultband waren die Wishmen aus Ehingen. In einem Proberaum in Mundingen nahmen sie auf Röhren-radios als Verstärker, den Wishmensong auf „We`r the Wishmen, yes we are, and we open all the doors“ und schickten ihn als Tonbandaufnahme meinem Freund Heribert, der wegen seiner langen Haare das Gymnasium Ehingen verlassen mußte. Als Trost kaufte er sich eine E-Gitarre – Inbegriff der neuen Musikrichtung, des Beats. Wir alle machten Fotos davon, obwohl wir vom Gitarrenspielen keine Ahnung hatten. In der Bravo, die jede Woche heiß erwartet wurde, kamen die Bilder von Ringo, George, Paul und John und sie wurden ausgeschnitten und gesammelt. Sonntags um 15 Uhr spielten dann die Wishmen in der Sonne und Schon um 14 Uhr kam der Zug aus Ehingen. Wie eine Prozession zogen die Ehinger Beatfans durchs Städtle Richtung Sonne, zum Tanz zu den Rhythmen von Albe, Fizze und Rudi. Das führte dann praktisch automatisch auch zu den ersten Kontakten zum anderen Geschlecht.
Auch Kleidungsmäßig wollten wir uns von den Erwachsenen abheben. Der Hit war eine „Levis“.- Heute kaum mehr vorstellbar! Weder in einem Ulmer Kaufhaus noch beim regionalen Textil-Händler gab es Blue Jeans. Der einzige Laden weit und breit war „Mangold“ am Münsterplatz in Ulm. Der kam auch auf den Markt nach Munderkingen. So bekam ich von meinem Vater nicht nur die erste Levis, sondern auch eine Levisjacke! Ich war stolz wie Bolle!!!
Kommentar vom Lehrer: der Kerl kommt ja mit einem Arbeitsanzug in die Schule. Bis dahin trugen die Schüler noch Knickerbocker oder Manchesterhosen. Statt Sonntags- oder Werktagsschuhe habe ich dann Turnschuhe mit den drei Streifen getragen und stolzierte in Versailles herum, als noch keine Sau an Sneakers dachte!
Im Jahre 1964 gingen wir vier Freunde, Heribert, Alfons, Piefke und ich nach Ehingen ins Kino in den ersten Beatles Film „Yeah Yeah Yeah“. Welch ein Ereignis.
Neben den Wishmen vom Gymnasium Ehingen gründete sich auch die Band „The Counts“ an der Mittelschule Munderkingen.
Am Schlagzeug Dr. Achim Krumpa. Bemerkenswert ist durchaus, daß diese Verbindungen aus den 60er Jahren bis heute andauern:
Man bedenke 1964 war 50 Jahre nach 1914, Kaiserreich und Beginn des Ersten Weltkrieges, 2024 60 Jahre Freundschaften mit Beginn der Beat-Aera bis heute.
Das Foto mit dem Zelt zeigt Erhard Bochen, der wie Friedrich Weber zuerst als Bub Geige spielen mußte, bis er zu einem der bekanntesten Musikalienhändler zwischen Berlin und Oberschwaben wurde, der sogar Leo Fender beim Gitarrenbau beraten hat.